Salbe, Creme, Gel oder Puder? Wundpräparate im Überblick
Bei der Wahl des passenden Wundpräparates lohnt es sich genauer hinzuschauen. Hier ein Überblick über die gängigsten Mittel zur Wundversorgung und ihre unterschiedlichen Eigenschaften.
Eine kleine Unachtsamkeit beim Gemüseschnippeln oder ein Ausrutscher bei der morgendlichen Joggingrunde – Wunden sind im Alltag schnell passiert und mit der richtigen Wundversorgung in der Regel kein Problem. Zur Unterstützung der Wundheilung gibt es eine Fülle an speziellen Salben, Cremes, Gels und sogar Puder mit verschiedenen Inhaltsstoffen. Doch wie unterscheiden sich die verschiedenen Wundpräparate?
Wundcremes, Wund- und Heilsalben
Die sogenannten Wund- und Heilsalben kennt wahrscheinlich jeder und vielleicht steht die eine oder andere sogar in der Hausapotheke. Auch Wundcremes kommen häufig bei Verletzungen im Alltag zum Einsatz. Die Begriffe Salbe und Creme werden im alltäglichen Sprachgebrauch oft synonym verwendet, aus pharmazeutischer Sicht handelt es sich jedoch um zwei Präparate mit verschiedenen Eigenschaften: Cremes basieren auf Öl und Wasser, Salben hingehen enthalten in der Regel kein Wasser, können aber je nach Zusammensetzung Wasser aufnehmen. Wund- und Heilsalben zeichnen sich meist durch einen hohen Fettanteil aus, sind oft zäh und ziehen deshalb eher langsam in die Haut ein. Bei der Anwendung ist es wichtig, dass diese atmungsaktive Eigenschaften mitbringen, damit die Wunde nicht luft- und feuchtigkeitsdicht verschlossen wird (der sogenannte Okklusionseffekt). Denn in diesem Fall kann es zu einem Sekretstau in der Wunde kommen, so dass Fremdkörper und Keime nicht richtig abfließen können. So steigt die Gefahr von Infektionen und Wundheilungsstörungen. Viele der Wund- und Heilsalben enthalten den Wirkstoff Dexpanthenol, der viel Feuchtigkeit spendet und die Erneuerung der Haut fördert.
Auch Wundcremes können Dexpanthenol enthalten, andere bringen zusätzlich antibakterielle Eigenschaften mit. Der Unterschied von Cremes gegenüber Salben ist ihr Wassergehalt, wodurch sie „leichter“ sind und damit schneller in die Haut einziehen. Je nach Zusammensetzung der Creme ist die Gefahr eines Okklusionseffekts nicht so stark ausgeprägt.
Atmungsaktive Hydrogele
Hydrogele funktionieren nach dem Prinzip der ideal-feuchten Wundbehandlung. Der wesentliche Unterschied zu gängigen Wund- und Heilsalben ist hierbei der Wasser- und Fettgehalt: Hydrogele sind in der Regel fettfrei und basieren stattdessen auf Wasser. So spenden sie der Wunde nachhaltig Feuchtigkeit und sorgen für ein ideal-feuchtes Wundklima. Das ist wichtig, denn im feuchten Milieu können sich neue Hautzellen besser vermehren und leichter bewegen, was den Wundheilungsprozess fördert. Zudem wird ein Austrocknen und die damit verbundene Schorfbildung verhindert, was die Narbenbildung reduzieren kann. Hydrogele erhalten auch die Atmungsaktivität der Haut (kein Okklusionseffekt) und ermöglichen den Abfluss des Wundsekrets mitsamt den darin enthaltenen Fremdkörpern und Keimen. So wird das Risiko der Keimvermehrung und einer Infektion verringert. Ergänzend zu diesen Eigenschaften enthalten einige Hydrogele zusätzlich noch besondere Inhaltstoffe, wie z. B. Dexpanthenol oder einen antibakteriellen Wirkstoff, welche die Wundheilung zusätzlich unterstützen.
Auch das Hydrogel Tyrosur® CareExpert Wundgel, das bei verschiedenen oberflächlichen Wunden und Hautverletzungen sowie leichten Verbrennungen angewendet werden kann, enthält u.a. Dexpanthenol. Das Gel eignet sich zudem auch zur Pflege von frischen Tattoos oder zur Versorgung der Haut nach einer Laserbehandlung zur Tattoo-Entfernung.
Antibiotikum gegen Infektionen
Neben den Wund- und Heilsalben und Hydrogelen gibt es auch Lokalantibiotika zur Wundbehandlung. Die Präparate werden dann verwendet, wenn Bakterien in die Wunde gelangt sind, sich diese dadurch entzündet hat und eine Wundinfektion vorliegt. Die enthaltenen Wirkstoffe bekämpfen die Keime und verhindern so ein Ausbreiten der Infektion. Diese klassischen Lokalantibiotika sind meist rezeptpflichtig und werden vom Arzt verschrieben. Sie sollten mit Bedacht verwendet werden, denn ein „unkontrollierter“ Einsatz kann zur Entwicklung von Resistenzen führen. Deshalb sind bei der Anwendung auch die Anweisungen des Arztes unbedingt zu befolgen. Die Bildung einer Resistenz bedeutet, dass Bakterien nicht mehr durch das eingesetzte Antibiotikum abgetötet werden, da die schädlichen Eindringlinge Abwehrmechanismen gegen den Wirkstoff entwickelt haben.
Antiseptika zur Desinfektion
Damit es erst gar nicht zu einer Infektion durch Keime oder Fremdkörper kommt, werden auch gerne Antiseptika zur Desinfektion von Wunden verwendet. Ein antiseptisches Spray oder eine Salbe mit antiseptischem Wirkstoff beispielsweise tötet die Zellen und wirkt so gegen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Doch antiseptische Wirkstoffe unterscheiden bei der Bekämpfung von Keimen nicht zwischen schädlichen Eindringlingen und gesundem Gewebe. So besteht die Gefahr, dass auch neue Hautzellen bei der Anwendung von Antiseptika abgetötet werden können – weniger ist deshalb mehr! In der Regel ist es ausreichend, die betroffene Hautstelle einmal gründlich zu desinfizieren. Zu häufiges Desinfizieren kann den Heilungsprozess der Wunde stören.
Antiseptische Präparate, wie Sprays, Salben, Cremes oder Lösungen, unterscheiden sich auch anhand ihrer Wirkstoffe. Sehr bekannt sind dabei Octenidin und Iod. Neben der toxischen Eigenschaft hat Iod den zusätzlichen Effekt, dass es die betroffene Stelle braun einfärbt und dadurch auch dauerhafte Flecken auf der Kleidung hinterlassen kann. Zudem sollten bei einer Schilddrüsenerkrankung iodhaltige Mittel nicht angewendet werden.
Wundpuder für berührungsfreies Aufstreuen
Etwas weniger verbreitet sind Wundpuder oder -pulver. Wundpuder/-pulver saugen mit ihrer mikroporösen Struktur das Sekret im Wundbereich auf und sind daher vor allem für nässende Wunden geeignet. Neben verschiedenen Inhalts- oder Wirkstoffen, die zur Unterstützung der Wundheilung dienen, gibt es auch unterschiedliche Grundlagen: Talkum Vulkanmineral oder Milchzucker (Lactose).
Der klare Vorteil des Puders/Pulvers: Es kann berührungsfrei auf die Wunde aufgestreut werden. Das macht es zum schnellen Helfer bei der Wundversorgung schmerzempfindlicher Patienten, insbesondere Babys oder kleinen Kindern.